Lebendig grüne Stadt am Wasser

Freiraumstrategie der Stadt Leipzig

Redaktion: Torsten Wilke und Peter Fibich, Leipzig 2017

Dieses Buch haben wir von 2014 bis 2017 gemeinsam mit dem Amt für Stadtgrün und Gewässer der Stadt Leipzig erarbeitet. Es enthält eine umfassende Bestandsaufnahme des städtischen Freiraum- und Gewässersystems sowie die Ziele zu seiner Entwicklung in den nächsten Jahrzehnten. Im Zentrum stehen dabei organisatorische und inhaltliche Aspekte.

Aufgrund seines Umfangs geben wir hier die Einleitung und das Analyse-Kapitel "Parks" wieder. Der vollständige Inhalt kann auf der Website der Stadt Leipzig als Pdf-Datei eingesehen werden.

Einleitung

LEIPZIG IST EINE GRÜNE STADT! Der Blick von einem der Türme der Stadt bietet dem Betrachter das Bild einer in dichtes Grün eingebetteten Bebauung. Insbesondere der große, in Innenstadtnähe zur Parklandschaft ausdifferenzierte Grünzug des Auwaldes, der Leipzig von Süden nach Nordwesten durchzieht, tritt als kräftiges grün-blaues Rückgrat der Stadt in Erscheinung. Hinzu gesellen sich zahlreiche Parks, grüne Plätze und Grünanlagen, Friedhöfe, Kleingartenanlagen und viele weitere Freiräume, welche das Leipziger Stadtgrün zu einem engmaschigen und vielgestaltigen Netz verweben.
LEIPZIG IST EINE LEBENDIG GRÜNE STADT! Das Titelbild dieser Broschüre, aufgenommen im Richard-Wagner-Hain am Ufer des Elsterbeckens an einem Sonntag im Frühjahr, ist dafür typisch. Die städtischen Freiräume sind offen für alle. Sie laden jeden Menschen unabhängig seines Alters, seiner sozialen, nationalen oder religiösen Herkunft, seiner Neigungen, seines Gesundheitszustandes und seines Geschlechtes zum Besuch. Die etwa seit Mitte der 1990er Jahre wiederentdeckte und stetig wachsende Urbanität mitteleuropäischer Städte spielt sich in hohem Maße im Freiraum ab: auf den Straßen und Plätzen, insbesondere aber auch in den grünen Stadträumen und auf den Gewässern. Die Einladung zur „Besitzergreifung des Rasens“ und des Wassers wurde nach 1990 neu ausgesprochen und wird vom Publikum seither tausendfach angenommen. Die Kreativität und Offenheit bei der Nutzung der öffentlichen Freiräume durch die Bürgerinnen und Bürger der Stadt und ihre Gäste hat ungeahnte Dimensionen und überaus vielgestaltige Formen angenommen. Dieser Prozess, eine internationale Erscheinung im Zuge der Reurbanisierung unserer Städte, ist sehr zu begrüßen und stellt zugleich eine große Herausforderung an die Planung, Verwaltung und Werterhaltung der Grünflächen und der Gewässer dar.
Und schließlich: LEIPZIG IST EINE LEBENDIG GRÜNE STADT AM WASSER! Der „Leipziger Gewässerknoten“, über Jahrhunderte künstlich überformt und schließlich im Zuge der Industrialisierung und des Braunkohlenbergbaus devastiert und überwölbt, wird seit 1990 ans Licht geholt, saniert und der neuerlichen Nutzung und Wirkung im Stadtraum zugeführt. Leipzig ist zudem Bestandteil des Leipziger Neuseenlandes, das sich im weiten Radius vom Norden (Bitterfeld-Wolfen) über die westlichen Regionen an der Saale bis nach Süden an die thüringische Landesgrenze erstreckt.

ZIELSTELLUNG UND METHODIK

Die vorliegende Freiraumstrategie nimmt einerseits eine Standortbestimmung vor. Wie steht es um das Stadtgrün und die Gewässer in Leipzig heute? Welche Kategorien werden betreut, welche Aufgaben zu ihrer Erhaltung und Weiterentwicklung übernimmt die Stadt? Diese Bestimmung und Einordnung des Status quo unter dem Titel „Leipzig heute“ erfolgt sowohl nach innen – als Selbstvergewisserung der Aufgabenfelder in der Verwaltung – als auch nach außen als Instrument der so wichtigen Öffentlichkeitsarbeit in diesem Themenfeld, dessen Wahrnehmung und Wertschätzung nicht immer selbstverständlich ist.
Andererseits, und hier liegt das inhaltliche Gewicht dieses strategischen Papiers, werden mittelfristige Zielvorstellungen formuliert. Diese Ziele, wie wir uns Leipzig, sein Stadtgrün und die Gewässer im Jahr 2030 vorstellen, sind in vielen Fällen übergreifender Natur. Sie betreffen aber auch zahlreiche Details des so vielseitigen Agierens in den jeweiligen Handlungsfeldern. Wo wollen wir hin? Was wollen wir künftig erreichen? In den Zielstellungen, entwickelt aus der zukünftigen Sicht des Jahres 2030, werden Grundhaltungen und das künftige Selbstverständnis festgelegt. Die Zielvorstellungen geben eine Orientierung und sollen für die kommenden Jahre handlungsleitend sein. Aus der Vielzahl von Handlungsoptionen werden vor dem Hintergrund begrenzter Mittel Ziele fokussiert und die zukunftsfähigen unter ihnen ausgewählt.
Horizontal zu dieser, alle behandelten Themen betreffenden Vertikalstruktur ist „Lebendig grüne Stadt am Wasser“ in drei Teile gegliedert. Im ersten Teil werden die Freiraumkategorien vom übergreifenden System bis hinunter zu den kleinsten Bestandteilen, etwa den grünen Stadtplätzen oder den Kleingärten, behandelt. Die Typologie dieser Kategorien orientiert sich an den in der Profession gängigen Einordnungen sowie an den Leipziger Besonderheiten. So werden etwa Brachflächen, die andere Städte nicht in diesem Umfang besitzen, als eine gesonderte Kategorie thematisiert. Nicht berücksichtigt sind allerdings vereinsgebundene Sportflächen, die vom Amt für Sport betreut werden und ganz speziellen Anforderungen unterliegen.
Wichtig ist der Hinweis, dass die im ersten Teil behandelten Freiraumkategorien in der Zuständigkeit unterschiedlicher Ämter liegen und nicht allein vom Amt für Stadtgrün und Gewässer verantwortet werden. Aufgrund ihrer Zugehörigkeit zum System des Stadtgrüns als Ganzes und wegen diverser Aufgabenüberschneidungen werden sie hier unabhängig von Zuständigkeiten thematisiert. Die Rede ist von Freiräumen des zumeist privaten Wohn- und des Arbeitsumfeldes, von den Flächen der Landwirtschaft und des Gartenbaus (verantwortet durch das Liegenschaftsamt), von grünen Sportfreiflächen (in Verwaltung des Amtes für Sport) sowie den Außenräumen von Kindertageseinrichrtungen und Schulen (Amt für Jugend, Familie und Bildung). Letztere werden bei Neu- und Umgestaltungsmaßnahmen häufig durch das Amtes für Stadtgrün und Gewässer als Baufachamt vertreten.
Im Kern behandelt die Strategie aber die Arbeitsgebiete des Amtes für Stadtgrün und Gewässer der Stadt Leipzig. Themenbezogen gibt es jedoch viele Schnittmengen zu benachbarten Arbeitsfeldern, die zum Stadtgrün und den Gewässern in Sach- und Arbeitszusammenhängen stehen. So gibt es viele Berührungspunkte zur Landschafts- und Grünordnungsplanung (Stadtplanungsamt), welche in einem Exkurs thematisiert wird, zur Sport- und Sportstättenplanung (Amt für Sport) sowie zur Grünflächenunterhaltung (Eigenbetrieb Stadtreinigung).
Die Freiraumstrategie argumentiert im ersten Teil vielfach mit den Schlagworten „Grün“ und „Blau“. Dennoch sind keineswegs nur Grünräume und Gewässer gemeint, sondern in ihrem Kontext stets auch das „Grau“ der Stadt: die Wege und Verkehrsflächen in den Grünanlagen, der Außenraum in seiner gesamten Vielfalt und Komplexität. Gleichwohl spielen die von Vegetation und vom Wasser geprägten Freiräume hier eine zentrale Rolle.
Im zweiten Teil werden übergreifende Arbeitsfelder der Freiraumsicherung und -entwicklung behandelt: soziokulturelle Aspekte wie Erholung und Veranstaltungen, gesundheitliche Aspekte wie Bewegung und Sport, ebenso das Thema der zunehmend an Bedeutung gewinnenden Inklusion. Weiterhin gehört das Interesse dieses Teils der Freiraumstrategie ökologischen und ökonomischen Aspekten der grün-blauen Infrastruktur.
Im dritten Teil schließlich sind Fragen des Managements des Stadtgrüns und der Gewässer behandelt, außerdem Sonderthemen wie das Kompensationsflächenmanagement und die interkommunale Kooperation mit den Umlandgemeinden.
Die Behandlung der vielfältigen Themen erfolgt maßnahmen- und zielorientiert. Für Aufgaben, welche sich aus den sozialen, funktionalen, verkehrstechnischen, klimatischen und weiteren Veränderungen der Stadt und ihrer Grünflächen und Gewässer ergeben, werden übergreifende wie auch konkrete Ziele formuliert.
Im Zuge der Darstellung des Status quo, mehr aber noch bei der Formulierung der Ziele, stellt sich die Frage nach nachvollziehbaren und „abrechnungsfähigen“ Indikatoren. Es wurde weitgehend darauf verzichtet, dies in Zahlen und Fakten widerzuspiegeln. Zahlreiche Parameter in diesem Themenfeld sind nicht exakt zähl- oder messbar; derartige Versuche scheitern immer wieder oder sie sind ohne Auswirkung auf das tatsächliche Leben. Selbst der Versorgungsgrad der Bewohner mit Freiräumen ist - an der Realität gemessen - ein überaus kritisch zu bewertender Indikator. Die durchschnittliche Versorgung mit öffentlichem Grün liegt in Leipzig derzeit bei 15,9 Quadratmetern pro Einwohner. Dies ist im Bundesvergleich ein durchschnittlicher Wert. Doch ist die Freiraumversorgung stark von der Lage der Stadtteile zum Auwald und anderen großen Freiräumen, von der Zugänglichkeit und tatsächlichen Nutzbarkeit abhängig, was in derartigen Gesamtzahlen keine Berücksichtigung findet.
Indikatoren werden daher nur aufgeführt, wenn sie sinnvoll erscheinen und überprüfbar sind. Alle weiteren Zielstellungen sind verbaler Natur und enthalten Perspektiven und Lösungsansätze, genährt aus der täglichen Erfahrung bei der Verwaltung, Planung, Bau und Unterhaltung des Stadtgrüns und der Gewässer.
Die Erarbeitung der Freiraumstrategie erfolgte auf der Basis eines Beteiligungsprozesses im Amt für Stadtgrün und Gewässer mit mehreren Workshops und zahlreichen Gesprächen. Die Zuarbeiten aus den Abteilungen wurden durch die Redakteure nicht zuletzt mit Blick auf andere Städte und die aktuellen Fachdiskussionen ausdifferenziert sowie in einem Abstimmungsprozess zunächst innerhalb des Amtes für Stadtgrün und Gewässer, mit den korrespondierenden Aufgabenfeldern der Landschaftsplanung im Stadtplanungsamt und der Landwirtschaft sowie dem Eigenbetrieb Stadtreinigung diskutiert.

GESCHICHTE DES LEIPZIGER STADTGRÜNS UND DER GEWÄSSER

Ihre entscheidende Prägung als eine grüne, moderne Großstadt hat Leipzig im Zuge der Industrialisierung und des sprunghaften Stadtwachstums seit Mitte des 19. Jahrhunderts erfahren. Zu dieser Zeit wurde der Grundstock des heutigen Grünsystems angelegt. Entscheidende Weichenstellungen wie die weitblickende Freihaltung des Auwaldes von Bebauung oder die Anlage von Parks und begrünten Stadtplätzen erfolgten zu dieser Zeit.
Doch reichen die Kulturleistungen zur Gestaltung des Stadtgrüns und der Gewässer selbstverständlich weiter zurück. Das natürliche Gewässersystem Leipzigs wurde mit Beginn des 11. Jahrhunderts durch die Anlage von Gräben zum Betreiben von Mühlen und später zur Wasserversorgung der Siedlungen ergänzt. Die Anlage schützender Stadtgräben und später von Gerbergräben vervollständigte das künstliche Gewässersystem. Auch hat die Stadt eine lange Entwicklung ihres Grüns vorzuweisen. Ein Kranz reich ausgestatteter Bürgergärten umgab seit dem 17. Jahrhundert das seinerzeit noch auf die Fläche der heutigen Innenstadt beschränkte, durch Wallanlagen befestigte Leipzig und kündete vom Reichtum seiner Bürgerschaft. Das Gohliser Schlösschen ist ein letztes bis heute ¬erhaltenes Beispiel dieser Phase. Einst weit über die Stadtgrenzen hinaus berühmte Anlagen wie der Großbosische Garten oder der Apelsche Garten wurden später überbaut. Letzterer ist nur noch durch den Verlauf von Straßenzügen und Kopien barocker Skulpturen im Stadtraum ablesbar. Die barocke Tradition begründete den damaligen Ruf Leipzigs als Stadt der großbürgerlichen Gärten. Denn stets entstanden diese Gartenkunstwerke nicht dank fürstlicher Auftraggeber, sondern aus der Kraft des Leipziger Bürgertums. Pläne des Regenten August des Starken, im Rosental einen höfischen Park anzulegen, scheiterten hingegen an der geschickten Weigerung der Stadt, die Kosten für das Vorhaben zu tragen. Allein in der bereits freigeschlagenen großen Wiese des Rosentals und einiger barocker Strukturen sind heute noch Spuren dieses absolutistischen Großprojektes ablesbar.
In Kompensation zur forschen Bebauung der alten Bürgergärten im Zuge des Stadtwachstums verstand es Leipzig als eine der ersten deutschen Städte, die ab 1777 geschliffenen Wallanlagen zu öffentlichen Parkanlagen umzugestalten. Bereits um 1700 waren öffentliche Promenaden mit Alleepflanzungen auf den Wällen angelegt worden. Nach dem Siebenjährigen Krieg (1756-1763), in dem sich die Befestigungsanlagen überwiegend als nutzlos erwiesen hatten, entledigte sich Leipzig als eine der ersten deutschen Städte seiner einengenden Mauern. Die frei werdenden Flächen wurden nicht wie andernorts bebaut, sondern es entstanden öffentliche gärtnerische Anlagen. Möglicherweise kann die Stadt damit den ersten kommunalen Landschaftspark ihr eigen nennen. Er wurde zum Grundstock des nun schrittweise weiterentwickelten Promenadenringes mit seinen vielfältigen Schmuckanlagen. Der Promenadenring ist bis heute, wenngleich durch Verkehrsanlagen und Bauprojekte immer wieder beschnitten, ein Gartendenkmal von europäischem Rang.
Der bis 1863 ebenfalls nach Plänen Lennés geschaffene Johannapark geht wiederum auf die private Initiative eines Leipziger Bürgers zurück. Für die heutige Freiraumstruktur war damit eine weitere bedeutende Grundlage geschaffen. Östlich der Innenstadt zeugt zudem bis heute eine Teilfläche des Alten Johannisfriedhofes von der frühesten Begräbnisfläche der Stadt außerhalb der Befestigungsanlagen.
Mit dem Ziel der Entsumpfung der natürlichen Überschwemmungsgebiete legten ab 1850 die Ingenieure Kohl und Georgi Pläne für die Begradigung und die Anlage neuer Flussläufe vor. Die umfangreichen Flussregulierungen, welche zuvorderst wirtschaftlichen Interessen dienten, beeinflussten die weitere Stadtentwicklung stark.
Diese Siedlungsentwicklung verlief ab 1870 überaus stürmisch. Auen, Teiche, Lehmgruben, Flussmäander, Verbindungs- und Entwässerungsgräben verschwanden. Einzelne Persönlichkeiten wie der Industrielle Dr. Karl Heine (1819-1888) prägten durch Planung und Bau eines künstlichen Gewässersystems aus der Innenstadt in das westliche Umland die Stadt nachhaltig. Neben der Umgestaltung des Leipziger Wasserknotens, der infrastrukturellen Erschließung der Vorstädte und der Schaffung von Bauland, verfolgte er bis zu seinem Tod die große Vision des Anschlusses der Stadt Leipzig an die Weltmeere. Widrige Umstände insbesondere im Baugrund hinderten ihn daran, die Saale zu erreichen.
Die Idee, die Randbereiche des Auwaldes in Stadtnähe gartenkünstlerisch auszuformen, setzte sich mit dem Gelände der 1897 eröffneten Sächsisch-Thüringischen Industrie- und Gewerbeausstellung (später König-Albert-Park, heute Clara-Zetkin-Park) in Richtung der Rennbahn Scheibenholz fort. Bedeutende städtische Flächen waren damit weitblickend der Bebauung einer rapide anwachsenden Großstadt entzogen.
Der radikale Umbau des Leipziger Gewässersystems wurde zu Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts nach den Plänen von Kohl und Georgi weiter vorangetrieben, etwa mit dem Bau des Elsterbeckens und des Palmengartenwehres. Die Mühlgräben wurden zudem ab 1879 bis 1961 schrittweise überwölbt oder verrohrt und das alte Flussbett der Weißen Elster 1930 zugeschüttet.
Bereits die Hochwasserereignisse zu Beginn des 20. Jahrhunderts zeigten indes, dass das neue Gewässersystem nicht funktionierte. In der Folge verschwanden dennoch fünf Kilometer innerstädtische Gewässer aus dem Stadtbild. Die letzten verbliebenen Mühlgräben wurden in den 1950er Jahren überdeckelt, weil von den Kloaken Gesundheitsgefahren ausgingen. Die Entwicklung des Bergbaus und der braunkohleverarbeitenden Industrie beeinflusste die Qualität und Quantität der Gewässer in der Leipziger Tieflandsbucht stark. Das Gewässersystem verlor seine natürliche Funktionalität und bedarf seither der Steuerung durch den Menschen.
Die Entwicklung des Leipziger Stadtgrüns zu einem Netz funktionsfähiger und zugleich schöner Freiräume verschiedenster Kategorien war eng mit der Etablierung einer leistungsfähigen Gartenverwaltung verknüpft. In der Verpflichtung des ersten Leipziger Ratsgärtners Carl Friedrich Kühns im Jahr 1796 sowie seines Nachfolgers Hermann Rudolph Siebeck von 1846 bis 1858 drückte sich frühzeitig die Wahrnehmung des öffentlichen Grüns als wichtige kommunale Aufgabe aus. War Siebeck nur für den Promenadenring und das Rosental zuständig, wuchs für seinen Nachfolger, den von Lenné empfohlenen Gartenkünstler Carl Otto Wittenberg, das Themenspektrum seit 1858 bis hin zu stadtplanerischen Aufgaben an. Im Zuge des rasanten Stadtwachstums waren vielfältige Fragen von der Platz- über die Parkgestaltung bis hin zur Planung des Südfriedhofes zu lösen. Die Anlage großer Parks wie des Volksgartens Sellerhausen (1893-1895) und des Volkshains Stünz (1896), des Südteils des Eutritzscher Parks (1896) und des König-Albert-Parks im gleichen Jahr gehen auf Wittenberg zurück. Es handelte sich um „Spazierparks“ im Geiste dieser Zeit mit ausgewiesenen Funktionsbereichen, etwa für das Kinderspiel und die freie Bewegung.
Im Jahr 1900 wurde Wittenberg, der sechs Jahre zuvor den Titel des Stadtgartendirektors erhalten hatte, pensioniert. Mit Carl Hampel (1849-1930) folgte ihm von 1901 bis 1920 wiederum ein Gartenkünstler ersten Ranges. Hampel hinterließ formale Stadtplätze und Schmuckanlagen, so am westlichen Promenadenring, sowie die weiträumigen Freiräume am Völkerschlachtdenkmal (heute Wilhelm-Külz-Park). Zudem machte er sich um den weiteren Ausbau des Stadtgartenamtes in Leipzig zu einer über die Stadtgrenzen hinaus bedeutenden Institution verdient.
Nachdem Hampels engster Mitarbeiter Nikolaus Molzen (1881-1954) im Jahr 1920 das Amt des Stadtgartendirektors übernahm, gehörten die Fertigstellung des Mariannenparks unter Weiterentwicklung des Entwurfs des Gartenarchitekten Leberecht Migge sowie die Anlage des Volksparks Kleinzschocher zu den bedeutendsten Werken dieser Ära. Die zu Beginn des 20. Jahrhunderts als sozialreformerische Idee entstandene Volkspark-Bewegung hat damit in Leipzig zwei bedeutende Beispiele hinterlassen.
Bereits im 19. Jahrhundert finden sich Beispiele des Bemühens, unterprivilegierte Bevölkerungsschichten mit dem für Erholung und Gesundheit so notwendigen Stadtgrün zu versorgen. Der in den 1860er Jahren geschaffene Schreberplatz und die daraus entstandene Kleingartenbewegung, die ab 1888 errichteten Meyerschen Höfe mit ihren großzügigen wohnungsnahen Freiräumen, durchgrünte Wohngebiete wie die Gartenstädte Marienbrunn und Mockau oder der Rundling als Siedlung des Neuen Bauens mit seinem Wohngrün zeugen bis heute von der sozialen Verantwortung, welche die Stadt im Hinblick auf das Stadtgrün wahrnahm.
Aus der Zeit des Nationalsozialismus ist der Richard-Wagner-Hain – wenngleich noch in der Weimarer Republik als Bauaufgabe und Entwurf konzipiert – die prägendste Hinterlassenschaft.
Nikolaus Molzen wurde 1948 im Zuge der Entnazifizierung der öffentlichen Verwaltung entlassen. Vier Jahre kappte man die Tradition einer eigenständigen Grünflächenverwaltung. Die Aufgaben des früheren Garten- und Friedhofsamtes fielen an die neu gegründeten volkseigenen Betriebe für Garten- und Landschaftsgestaltung bzw. für Friedhofswesen. Als Ausführungsbetriebe waren sie der Planwirtschaft unterworfen und Auftraggeber und –nehmer in einem.
Nach einer Phase der „Trümmerbegrünung“ und der Gestaltung zahlreicher Stadtplätze und Grünanlagen in den 1950er und 60er Jahren machte sich Leipzig die zentral verfügte Anlage von „Kulturparks“ zu eigen. Der Clara-Zetkin-Park zeugt bis heute von dieser Ära. Innerstädtische Neuanlagen wie die Grünanlagen am Ringcafé, die Fritz-von-Harck-Anlage, der „Sachsenplatz“, die Grimmaische Straße oder die Grünanlage zwischen Marktplatz und Thomaskirchhof waren Bestandteil des Wiederaufbaus. Der umfangreiche Einsatz von Wechselflorpflanzungen und von Wasserspielen zeichnete diese Anlagen aus.
Ab den 1970er Jahren wurde die Schaffung des Wohnumfeldes in den Neubaugebieten zur Hauptaufgabe in der Freiraumgestaltung. Die Gestaltung mehrerer neuer Parkanlagen (Friedenspark, Landschaftspark Lößnig-Dölitz, Rabet, Park der Freundschaft/Etzoldsche Sandgrube, Einrichtung des Wildparks), die Anlage von Naturbädern und wichtiger Grünverbindungen (Plastikkgarten am Neuen Rathaus), die Aufforstung von Landwirtschaftsflächen und die Einrichtung stadtnaher Erholungsgebiete (Kulkwitzer See) konnten trotz großer materieller Einschränkungen in den 1970er und 80er Jahren geplant und umgesetzt werden. Die großzügige Ausweisung von Landschaftsschutzgebieten sollte weiteren Substanzverlusten durch Bebauung und schädigenden Umwelteinflüssen aus Industrie und Bergbau entgegen wirken. Aufgrund der offensichtlichen Defizite des Stadtgrüns kam es 1979 in Leipzig wie in anderen Großstädten der DDR zur Wiedereinrichtung eines städtischen Gartenamtes, wenngleich mit eingeschränktem Handlungsspielraum.
Nach der von Leipzig ausgegangenen Friedlichen Revolution im Herbst 1989, die neben den politischen Verhältnissen entscheidende Beweggründe in den Umweltsünden und der vernachlässigten Bausubstanz Leipzigs besaß, erfuhr auch die städtische Grünanlagenverwaltung eine baldige Neustrukturierung. Am 1. November 1990 wurde vom Stadtrat die Einrichtung eines Grünflächenamtes mit neuer Struktur und erweitertem Aufgabenbereich beschlossen. Dem seit 1991 existierenden Grünflächenamt wurde auch die Verantwortung über die Stadtforsten übertragen. Bedeutende Maßnahmen zur Sanierung und Erweiterung des Freiraumsystems konnten unter der Amtsleitung von Inge Kunath umgesetzt werden. Bezüglich des Gewässernetzes wurden Entwicklungskonzepte und Umsetzungen seit 1992 in Verantwortung des Amtes für Umweltschutz vorangetrieben, bevor diese Aufgaben im Jahr 2008 an das neu gebildete Amt für Stadtgrün und Gewässer übergingen (siehe unten).
Im Zuge einer abrupt einsetzenden Entindustrialisierung gewannen die entstehenden Freiräume einen besonderen Stellenwert bei der Transformation der industriell geprägten Viertel. Die Freiraumentwicklung wurde zum Vorreiter der Stadtentwicklung in diesen Gebieten. Die Revitalisierung des Karl-Heine-Kanals, die Neuanlage des Stadtteilparks Plagwitz und des Henriettenparks, die neu geschaffenen Freiraumverbindungen auf Grundlage der städtebaulichen Idee der „Grünen Finger“ waren bedeutende Projekte, welche der Stadterneuerung im Leipziger Westen den Boden bereiteten. Im Ostteil der Stadt entsprachen der Neubau des Lene-Voigt-Parks und der sich anschließenden Anger-Crottendorfer Bahnschneise, die Erweiterung und Neuanlage des Stadtteilparks Rabet, die Einrichtung des Grünen Bogens Paunsdorf auf Konversionsflächen des Militärs wie auch die Besetzung von Brach- und Zwischenflächen durch Freiraumgestaltungen unter dem Titel „Lichter Hain“ und „Dunkler Wald“ diesem Anspruch.
Die Mühlgräben sind als charakteristisches Moment des Stadtraumes in der Leipziger Innenstadt wieder wahrnehmbar geworden. Die erste Flussöffnung vollzog sich 1996–1998 am Dittrichring; der Pleißemühlgraben wurde nun wieder erlebbar. Seither wurden mehr als 2.000 Meter Gewässer ans Licht geholt. Die offengelegten Flüsse dienen als innerstädtische Leitlinien, als wichtige Verbindungen zwischen der Innenstadt und den Grünräumen. Die Gewässer sind nicht nur sichtbar, sondern erlebbar geworden: Aus städtischen Brachen sind neue Kulturräume entstanden.
Großprojekten wie dem Bau der Neuen Messe samt anspruchsvoller Freianlagen, die Landschaftsgestaltung im Inneren wie im Umfeld von Industrieansiedlungen im Leipziger Norden traten kleinteilige, stark an Nutzerinteressen orientierte Wohnumfeldverbesserungen im Süden gegenüber, etwa in der Südvorstadt und im Stadtbezirk Grünau. Die Gestaltung und Einbindung des Cospudener Sees in das Leipziger Freiraum- und Gewässersystem konnten einer bergbaulich geprägten, geschundenen Landschaft im Südraum ein positives Image verleihen. Die landschaftsarchitektonischen Projekte der Zeit nach 1990 standen unter dem Anspruch, stets das große Ganze im Blick zu behalten und die einzelnen Projekte im Freiraumverbund der Stadt zu vernetzen.
Die vormals im Grünflächenamt angesiedelte Landschafts- und Grünordnungsplanung erfolgt seit dem Jahr 2002 im Stadtplanungsamt. Außerdem wurde mit der Übetragung der Pflege und Unterhaltung der öffentlichen Freiräume auf den Eigenbetrieb Stadtreinigung im Jahr 2003 die bis dato bewährte Vereinigung von Grünflächenplanung und -bewirtschaftung unter einem Dach aufgegeben. Durch Eingemeindungen und die Neuordnung von Flächenzuständigkeiten wuchs allein der Flächenanteil des öffentlichen Grüns, für dessen Erhaltung und Entwicklung das Grünflächenamt zuständig zeichnet, zwischen 1990 und 2000 um 50 Prozent. Allerdings obliegt die Pflege und Unterhaltung der eingemeindeten Flächen bis heute den in den Ortsteilen ansässigen Bauhöfen.
Im Jahr 2008 wurde das Grünflächenamt zum Amt für Stadtgrün und Gewässer. Anlass war eine Verwaltungs- und Funktionalreform des Freistaates, in deren Folge das Amt für Umweltschutz eine Reihe landesbehördlicher Aufgaben übernahm. Im Gegenzug dieser Aufgabenerweiterung wurden die Aufgabenbereiche Gewässerentwicklung, Gewässerunterhaltung, Flächenmanagement und Interkommunale Zusammenarbeit, die bis dahin ebenfalls im Amt für Umweltschutz angesiedelt waren, dem damiligen Grünflächenamt übertragen, das seither als Amt für Stadtgrün und Gewässer fungiert. Seit 2008 ist somit die strategische Entwicklung der grün-blauen Infrastruktur in einem Amt konzentriert, was zu Synergien und qualitativen Vorteilen gereichte.

VORLIEGENDE PLANUNGEN UND STRATEGIEN

Die vorliegende Freiraumstrategie wurde auf Grundlage des Arbeitsprogramms des Oberbürgermeisters erarbeitet. Dessen Titel „Leipzig wächst nachhaltig“ ist das Leitmotiv dieser Konzeption für die grün-blaue Entwicklung der Stadt. Es liegt dabei im Wesen dieser Strategie, die politischen Ziele des Arbeitsprogramms entsprechend zu untersetzen und auszudifferenzieren.
Auf strategischer und gesamtstädtischer Ebene sind wichtige Ziele, welche das Stadtgrün und die Gewässer betreffen, bereits im Integrierten Stadtentwicklungskonzept (SEKo) im dortigen Fachkonzept „Freiraum und Umwelt“ abgebildet. Die Entwicklung des öffentlichen Grüns ist dabei eng an die Stadtentwicklung gekoppelt und spielt sowohl in konzeptionellen Stadtteilplänen eine wichtige Rolle, als auch in der Bauleitplanung. Hier werden entsprechende Festsetzungen zum öffentlichen Grün und zur Bebauungsdichte getroffen.
Die vorliegende Freiraumstrategie steht zudem im Kontext zahlreicher vorliegender Planwerke und Konzeptionen der Stadt Leipzig sowie des Grünen Ringes Leipzig. Dazu gehören:
Integriertes Stadtentwicklungskonzept 2020 (SEKo) der Stadt Leipzig
Flächennutzungsplan (2015)
Landschaftsplan (2013)
Integriertes Gewässerkonzept (2004)
Mittelfristiges Programm zu Hochwasserschutz- und ausgewählten Gewässerentwicklungsmaßnahmen für Gewässer II. Ordnung in der Stadt Leipzig (2014)
Tourismuswirtschaftliches Gesamtkonzept (TWGK) für die Gewässerlandschaft im mitteldeutschen Raum (2014)
Wassertouristisches Nutzungskonzept (WTNK) für das Leipziger Neuseenland (2007)
Regionales Handlungskonzept 2014 des Grünen Rings Leipzig (2015)
„Spielen am Wege“ - Spielraumkonzept Innenstadt Leipzig (2008)
Entwicklungskonzept zur Erschließung touristischer Potenziale des Landtourismus im Bereich Wandern (2014)
Sportprogramm 2024
Radverkehrsentwicklungsplan 2010 -2020 (2012)
Touristischer Entwicklungsplan (TEP) der Stadt Leipzig bis 2019 (2015)
Forsteinrichtung.für den Wald der Stadt Leipzig 2014 - 2023 (2015)
Die genannten Konzeptionen stehen wiederum im Kontext entsprechender Planungen auf räumlich oder fachlich übergeordneter Ebene (zum Beispiel Regionalplan Westsachsen, Bewirtschaftungspläne und Maßnahmenprogramme nach europäischer Wasserrahmenrichtlinie EG-WRRL). Die vorliegende Freiraumstrategie reflektiert die Ergebnisse dieser Planwerke und Konzeptionen und leitet aus ihnen Schlussfolgerungen für die jeweilige Thematik ab.

Parks

Leipzig ist eine Stadt urbaner Parks. Es gibt eine Vielzahl von Anlagen aus mehreren Epochen von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Die Innenstadt ist vom Promenadenring als einem der ältesten kommunalen Landschaftsparks in Deutschland umgeben. Ebenso prägen die großen Parks in unmittelbarer Nähe der Innenstadt das Image Leipzigs als eine lebendig grüne Stadt am Wasser im besonderen Maße. Die alten Zeugnisse des Leipziger Stadtgrüns bilden gemeinsam mit den neuen Resultaten grüner Stadterneuerung das so leistungsfähige wie auch attraktive Netz der hiesigen Parkanlagen.
DEFINITION Parks sind die „klassischen“, bis heute überaus wichtigen Elemente des städtischen Grüns. Es handelt sich um landschaftsarchitektonisch gestaltete, überwiegend von Vegetation geprägte Freiräume von mindestens einem Hektar Größe. Aufgrund ihrer Ausmaße, ihrer funktionalen Vielfalt und ihrer gestalterischen Qualität zählen sie zweifellos zu den bedeutendsten und effektivsten Freiräumen der Stadt.
LEIPZIG HEUTE
Die Leipziger Parkanlagen bieten überaus zahlreichen und unterschiedlichen Aktivitäten Raum. Sie sind bereits heute Garanten eines urbanen, lebendigen Stadtgrüns.
FUNKTIONEN UND NUTZUNG Angezogen auch durch die vielerorts wieder reaktivierten oder neu geschaffenen kulturellen und gastronomischen Angebote, finden viele tausende Leipziger und deren Gäste den willkommenen Freiraum für unterschiedlichste Aktivitäten in unseren Parks.
Die passive, ruhige Erholung ist die Kernfunktion unserer Parks (siehe Kap. Passive Erholung). Gleichzeitig ist ein zunehmender Trend zu aktiven Erholungsformen zu verzeichnen. Die neuen Nutzungen sind vielfältig und erweitern sich stetig (siehe Kap. Aktive Erholung). So ist in den Parks der Stadt Leipzig, insbesondere in Innenstadtnähe und nahe von dicht besiedelten Wohngebieten, seit mehreren Jahren eine starke Zunahme intensiver Betätigungsformen zu verzeichnen. Die Leipziger Parks sind dabei auch überregional beliebt; dies spiegelt sich in stetig wachsenden Besucherzahlen wider.
Diese positive Entwicklung einer Reurbanisierung der Parks bringt aber auch Probleme mit sich, die zu lösen sind, um die Attraktivität des städtischen Grüns dauerhaft aufrecht zu erhalten. Die Übernutzung der Wege und Rasenflächen, Gehölzbestände und Ausstattungen beanspruchen die Substanz der Parks in den intensiv genutzten Bereichen stark. Verschmutzung, Vandalismus und Hundekot, ebenso der mitunter entstehende Lärm bergen für benachbarte Anwohner und für ruhesuchende Nutzer der Parks Konfliktpotenzial. Es entsteht ein erhöhter Sanierungsbedarf; der Aufwand für die Werterhaltung ist gestiegen. Diese Entwicklung ist Anlass, für ausgewählte Anlagen auf der Grundlage von Analysen Zukunftskonzeptionen und konkrete Maßnahmenpläne zu entwickeln und schrittweise umzusetzen.
Trotz dieser Probleme und Konflikte ist die intensive Inanspruchnahme der Leipziger Parks eine erfreuliche Entwicklung. Besonders junge Menschen nehmen die Freiräume mit großer Kreativität und Intensität in Anspruch. Die Parkanlagen entfalten dabei eine hohe soziale und gesundheitsfördernde Bedeutung, sind sie doch kostenlose und jederzeit frei zugängliche Aufenthalts- und Betätigungsorte für alle Menschen.
Neben der Nutzung durch die Menschen erfüllen die Parkanlagen wichtige Funktionen innerhalb der Stadtnatur. Sie beeinflussen das Stadtklima positiv, indem sie zur Abkühlung, Staubbindung und Erhöhung der Luftfeuchtigkeit beitragen. Die Grünanlagen sind Heimat zahlreicher Pflanzen- und Tierarten und erhöhen die Biodiversität in der Stadt. In dieser Eigenschaft sind sie Orte der intensiven Naturerfahrung und Umweltbildung für die Menschen.
ZAHLEN UND FAKTEN Die Stadt Leipzig verfügt gegenwärtig über Parkanlagen mit einer Gesamtfläche von 516 Hektar. Hinzu treten kleinere Grünanlagen und von Grün dominierte Stadtplätze mit einer Fläche von 380 Hektar (siehe Kap. Grüne Stadtplätze und Grünanlagen). Gemeinsam bilden sie das Netz des intensiver gestalteten und genutzten öffentlichen Stadtgrüns mit einer Fläche von insgesamt 896 Hektar. Wald, Kleingärten und Friedhofsflächen sowie Sportplatzanlagen der Sportvereine sind in ¬dieser Größenangabe nicht enthalten. Parks, begrünte Stadtplätze und Grünanlagen nehmen damit einen Anteil von 3,4 Prozent der Gesamtfläche der Stadt ein.
Rund 50 Prozent dieser Grünflächen sind als Kulturdenkmale erfasst. Es sind dies vor allem die Stadtparks aus der Blütezeit der Leipziger Stadtentwicklung von der Gründerzeit bis zum Zweiten Weltkrieg, aber auch einige frühere Gutsparks sowie zum Park umgewandelte Friedhöfe. Die Erhaltung dieser Gartendenkmale ist eine Pflichtaufgabe der Stadt. Es wurden bereits große Anstrengungen unternommen, diese Parks zu sanieren und fortlaufend zu pflegen. Dennoch gibt es weiterhin wichtige Anlagen mit einem hohen Sanierungsbedarf, etwa der Richard-Wagner-Hain, der Mariannenpark, der Abtnaundorfer Park oder der Volks¬hain Stünz.
Aus der Erkenntnis des starken Bedarfs an Naherholungsflächen für Leipzig begann man bereits in der DDR-Zeit, neue Parks anzulegen (Friedenspark, „Park der Freundschaft“ - heute Park an der Etzoldschen Sandgrube, Landschaftspark Lößnig-Dölitz als Ersatzmaßnahme für die Folgen des Braunkohlenbergbaus). Seit 1990 sind zahlreiche Parkanlagen im Prozess der Stadterneuerung neu entstanden, insbesondere im Zuge der Umstrukturierung von ehemaligen Industrie-, Militär- und Infrastrukturflächen: Lene-Voigt-Park, Henriettenpark, Stadtteilpark Plagwitz und Grüner Bogen Paunsdorf. Die Stadtparks der jüngeren Vergangenheit trugen spürbar zur Aufwertung von bislang mit Freiräumen unterversorgten Wohngebieten bei. Anlieger können das Grün vor der Haustür für Sport und Bewegung nutzen. In den von Umbrüchen gezeichneten Stadtteilen gaben Parks und Grünflächen entscheidende Initialzündungen für die jeweilige ¬Quartiersentwicklung und haben zu Nachfolgeinvestitionen und Zuzug geführt. Die Immobilien in der Nähe der Parks konnten einen deutlichen Wertzuwachs verzeichnen. Städtisches Leben wuchs, wo vormals Brachen waren; Kreative und gemeinnützige Vereine siedelten sich an. So haben sich Parks als bedeutende Instrumente der Stadterneuerung erwiesen.
Die Leipziger Stadtparks sind Bestandteile des übergreifenden städtischen Freiraumsystems (siehe Kap. Grün-blaue-Infrastruktur). Dieser Vernetzungsgedanke, welcher die lange bestehenden wie auch die seit den 1990er Jahren neu angelegten Parks bestimmt, erhöht die Nutzbarkeit, aber auch die ökologische Leistungsfähigkeit der jeweiligen Freiräume immens.